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Austrian Airlines verlegt Basen – Ende für Turboprop

 

17. Jan 2019 - 19:15 Uhr


Wirtschaft

Austrian Airlines verlegt Basen – Ende für Turboprop

Austrian Airlines hat den Turnaround nach einer harten Sanierung geschafft und ist heute profitabel. Auch im Jahr 2018 steuert die Fluglinie nach einem starken Passagierwachstum von über einer Million Kunden oder 8,5 Prozent wieder in die Gewinnzone.


Die starke Nachfrage von Passagieren und der zunehmende Wettbewerb in Wien veranlasst die rot-weiß-rote Fluglinie nun zu einer strategischen Weichenstellung: Die Airbus-Flotte soll bereits in den nächsten drei Jahren von 36 auf 46 Flugzeuge wachsen. Gleichzeitig wird Austrian Airlines ihre 18 Turboprop-Flugzeuge mit 76 Sitzen ausflotten: In Summe wird das Angebot in Wien dadurch um über zehn Prozent ausgebaut werden, da die Jets der A320-Familie wesentlich größer als die Turboprops sind.


Kampfansage an Wettbewerb


"Wir werden über 200 Mio. Euro in den Ausbau der Kontinental-Flotte investieren und unsere Position in Wien damit deutlich stärken können", kündigt der neue CEO Alexis von Hoensbroech an, "das ist gleichzeitig auch als Kampfansage im schärfer werdenden Wettbewerb in Wien zu verstehen und wir sind bereit, noch weitere Schritte zu gehen, um unser Drehkreuz zu verteidigen."


Bereits im April wird Lufthansa Aviation Training (LAT) mit den Bauarbeiten zur Vergrößerung des Simulator-Trainingscenters am Standort Wien beginnen, um Platz für zwei zusätzliche A320-Flugsimulatoren für Pilotentrainings zur Verfügung zu stellen. Die voraussichtliche Fertigstellung des 20 Mio. Euro teuren Ausbaus ist im ersten Quartal 2020 geplant. Derzeit werden in Wien vier Simulatoren (für Dash, Embraer und A320) betrieben.


Ausgelöst durch die Ausflottung der Dash will Austrian Airlines den dezentralen Österreich-Deutschland Verkehr im Lufthansa Konzern neu organisieren, da es beispielsweise für Lufthansa wesentlich einfacher ist, aus ihrem (zentralen) Frankfurter Drehkreuz herauszufliegen, als umgekehrt. "Wir stehen hier bereits in Gesprächen mit unseren Konzernschwestern", so von Hoensbroech.


Unter "dezentralem Verkehr" versteht Austrian Airlines alle Flüge, die nicht vom Flughafen Wien starten, so zum Beispiel Salzburg – Frankfurt oder Linz – Düsseldorf. Flüge zwischen Wien und den Bundesländerflughäfen sind davon erstmal unberührt. Die vier Flugzeuge, die im Wet-Lease für die Konzernschwester SWISS in der Schweiz im Einsatz sind werden, wie bereits kommuniziert, zum Ende des Winterflugplans nach Wien überstellt.


Basen werden nach Wien verlegt


Im Zusammenhang damit wird Austrian Airlines die derzeit noch in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz oder Salzburg bestehenden dezentralen Crew-Basen nach Wien verlegen. Die gut 200 MitarbeiterInnen erhalten das Angebot, nach Wien zu kommen.


Flottenentscheidung, Netzbereinigung und Verlagerung der dezentralen Crew-Basen sind drei wesentliche Themen aus dem 10-Punkte-Programm unter dem Titel #DriveTo25, das der AUA-Vorstand heute der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Im Aufsichtsrat der Austrian Airlines wurde die neue Strategie bereits in der letzten Sitzung Ende November 2018 zustimmend zur Kenntnis genommen.


Auch Österreichs Verkehrsminister Norbert Hofer äußerte sich dazu, dass AUA ihre sechs Flugbasen in Graz, Linz, Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt sowie Altenrhein auflassen und den Fokus damit auf Wien legen möchte: "Keine Frage, dieses Vorgehen der AUA stellt die kleinen Flughäfen vor große Herausforderungen. Allerdings bin ich optimistisch, dass sich für die Flughäfen in den Bundesländern eine Chance durch andere Airlines bieten wird. Dadurch würde der Wegfall der AUA-Basen kompensiert."


"Mit dem Strategieprogramm wollen wir der AUA einen kräftigen Modernisierungsschub geben. Um unsere Investitionsfähigkeit zu steigern, werden wir Komplexität reduzieren und uns zukünftig stärker auf das Kerngeschäft und den Hub-Verkehr in Wien konzentrieren", fasst CFO Wolfgang Jani zusammen.


Die Punkte im Programm #DriveTo25


  1. "Operational Excellence": Trotz widriger Rahmenbedingungen – wie etwa Luftraumüberlastungen – ist es Austrian Airlines 2018 gelungen, ihre Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit über dem europäischen Durchschnitt zu halten. 2019 will die "AUA" ihre Prozesse verbessern und mithilfe der Digitalisierung und einer engen Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien die "Operation" wieder auf das von Kunden gewohnte Weltklasseniveau bringen.
  2. Austrian Airlines möchte außerdem ihre Prozesse in der Verwaltung und der Operation auf den Prüfstand stellen und durch Vereinfachung, Digitalisierung und die Vermeidung von Doppelgleisigkeiten 20-30 Mio. Euro einsparen. Am Kunden solle nicht gespart werden.
  3. Unter dem Titel "New Premium" soll der Kunde und seine Bedürfnisse stärker in den Mittelpunkt aller Anstrengungen gestellt werden. Personalisierte Produktverbesserungen sollen die AUA als Carrier der ersten Wahl positionieren. Diese Lufthansa Group-weite Produktstrategie wird von Wien aus koordiniert.
  4. Mit einem Einzugsgebiet ("Catchment") von elf Mio. Einwohnern und einer Transferleistung von etwa 50 Prozent ist Austrian Airlines außerdem ein Hub-Carrier, und der Flughafen Wien ist ihr Drehkreuz. Diese Funktion soll zukünftig über eine stärkere Ausrichtung des Verkehrsnetzes auf Wien gestärkt werden. Im Umkehrschluss wird der dezentrale Verkehr innerhalb des Konzerns neu geordnet. Dezentrale Strecken sind beispielsweise Innsbruck-Frankfurt oder Linz-Düsseldorf. Diese Routen erfreuen sich zwar guter Nachfrage, produzieren gleichzeitig aber eine hohe Komplexität, weil die Flugzeuge aufgrund der Umläufe für die Crews, aber auch durch die technische Wartung nicht produktiv eingesetzt werden können.
  5. Um komplizierte Crew-Umläufe zu vermeiden werden die derzeit noch in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz oder Salzburg bestehenden dezentralen Crew-Basen nach Wien verlegt werden. Die gut 200 Mitarbeiter erhalten das Angebot, nach Wien zu kommen.
  6. Technik: Bei der technischen Wartung will Austrian Airlines der Wartung der eigenen Flugzeuge zukünftig noch stärkeren Vorrang geben. Derzeit ist die Fluglinie auch stark im Drittgeschäft aktiv, das im Gegenzug reduziert wird. "Drittgeschäft" bedeutet, dass auch Flugzeuge fremder Airlines technisch gewartet werden.
  7. Kontinental-Flotte: Austrian Airlines will ihre Turboprop-Maschinen früher als geplant bis 2021 ausflotten und gleichzeitig ihre Airbus-Mittelstrecke auf 46 Flugzeuge aufstocken. Die Fluglinie betreibt 18 Turboprops des Typs Dash 8-400 und 36 Jets der Familie A320. Dieser Schritt wird auch Komplexität aus der Flottenstruktur nehmen, da man sich den Betrieb und die Wartung eines Flugzeugmusters sparen wird. Ein genauer Zeitplan, wann welche Turboprop-Flugzeuge abgegeben und wann welche A320 angeschafft werden, wird noch erarbeitet. Für das Netz und die Kunden bedeutet die Umstrukturierung der Flotte eine Verbesserung, da die Strecken von Dash auf Embraer bzw. Embraer auf Airbus hochgetauscht werden.
  8. Interkontinental-Flotte: Austrian Airlines hat zum Winterflugplan 2018/19 ihr Intercontinental-Netz neu ausgerichtet. Unwirtschaftliche Strecken wie Havanna, Colombo oder Hong Kong wurden nach einer Probezeit wieder gestrichen und das Angebot nach Nordamerika im gleichen Ausmaß aufgestockt. Bestehende Strecken, wie beispielsweise New York oder Chicago, wurden auf ein tägliches Angebot verdichtet. Austrian Airlines wird im Übrigen nach der Wintersaison auch die Seychellen aus ihrem Flugprogramm nehmen und mit Ende April 2019 einstellen. Mauritius und Malediven bleiben hingegen als gut eingeführte "Warmwasserdestinationen" erhalten. Ziel ist es, dadurch die Profitabilität zu steigern, um im nächsten Schritt die Langstrecken-Flotte zu modernisieren. Die sechs Boeing 767 mit einem Durchschnittsalter von knapp 23 Jahren sollen perspektivisch durch modernere Flugzeuge ersetzt werden. Zusätzlich hat die Fluglinie sechs jüngere Boeing 777 mit einem Durchschnittsalter von knapp 18 Jahren im Einsatz. Anders als bei einem PKW können Flugzeuge bei guter Wartung problemlos 30 Jahre oder länger betrieben werden, da die Flugzeugteile über die Wartung ständig runderneuert werden.
  9. Stakeholder Roadmap: Gemeinsam mit seinen Partnern will Austrian Airlines den Luftfahrt-Standort Wien stärken. Dazu gehört zum Beispiel das vom Verkehrsministerium kürzlich gestartete Programm "ZOVI" (Zukunftsoffensive Verkehr & Infrastruktur).
  10. Letztendlich will Austrian Airlines nicht nur ihre Flugzeuge sondern auch sich selbst, ihre Arbeitsplätze und Arbeitsgeräte, digitalisieren und modernisieren. So wurde zum Beispiel das gesamte Kabinenpersonal mit Tablets ausgestattet, und noch 2019 wird die AUA-Verkehrsleitzentrale am Flughafen Wien erneuert werden.



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