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Luftabwehr der NATO: Scharf schießen auf Kreta

 

18. Nov 2020 - 20:39 Uhr


Info und News

Luftabwehr der NATO: Scharf schießen auf Kreta

Das Taktische Schießen auf Kreta ist auch in diesem Jahr der Höhepunkt für die Flugabwehrraketenkräfte der Luftwaffe. Seit über 50 Jahren übt die Bundeswehr hier gemeinsam mit verschiedenen NATO (North Atlantic Treaty Organization)-Partnern die Abwehr von Bedrohungen aus der Luft.

Gefahren aus der Luft können nicht nur mit Kampfjets wie dem Eurofighter oder dem Tornado bekämpft werden. Das Flugabwehrraketen-System Patriot bieten vom Boden aus Schutz gegen verschiedene Bedrohungen. Feindliche Flugzeuge, Raketen und Marschflugkörper können für Mensch, Material und Infrastruktur am Boden gefährlich werden. Dagegen setzt der "Patriot" seinerseits Raketen ein.

Hat das Radar des Flugabwehrraketensystems die Bedrohung erkannt, können die Feuerleit-Crews den Abschuss der Lenkflugkörper anweisen. Mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit nähert sich die Rakete dem Ziel. Da dieser sogenannte "scharfe Schuss" nicht über bewohntem Gebiet und in einem so stark genutzten Luftraum wie über Deutschland geprobt werden kann, über die Luftwaffe auf Kreta. Denn nur auf dem griechischen NATO-Schießplatz auf der Insel Kreta kann der "scharfe Schuss" geübt werden – in diesem Jahr mit einer digitalen Besonderheit. Auf dem Titelbild: Die Lenkflugkörper des Waffensystems Patriot werden von den Launchern verschossen, welche auf Kreta in den Stellungen stehen.

Logistik für die Flugabwehrübung

Für das Taktische Schießen 2020 muss eine ganze Menge an Personal und Material von Deutschland nach Kreta gebracht werden. Die Vorbereitung für eine multinationale Übung auf einer Insel ist natürlich eine etwas andere als bei einer Verlegung innerhalb Deutschlands. Das beginnt schon beim Transport – die Verschiffung des Waffensystems Patriot geschieht per Seetransport.

Dies geschah schon Ende Oktober im Hafen von Rostock. 251 Fahrzeuge und 47 Container werden mit Hilfe des Logistikbataillon 171 aus Burg seetauglich gemacht. Keine einfache Aufgabe: Zoll, Gefahrgut und Fahrzeuge mit bis zu 40 Tonnen Gewicht sind alles andere als Alltagsgeschäft. Die Planungen liefen schon seit Juli, um sicherzustellen, dass auch jeder Container und jedes Fahrzeug sicher auf der griechischen Insel ankommt. Das Frachtschiff bringt die "Patrioten" innerhalb von elf Tagen von Rostock nach Kreta.

Boden-Luft-Verteidigung mit Patriot

Seit 1968 nutzt die Bundeswehr die "NATO Missile Firing Installation", kurz NAMFI. Das Areal nahe der bekannten Küstenstadt Chania und der Souda Bay auf Kreta bietet alles, was die Flugabwehr zum Üben braucht: Viel Platz und eine gute Anbindung. Jedes Jahr verlegen nicht nur hunderte Soldatinnen und Soldaten aus Norddeutschland nach Kreta, auch hunderte Fahrzeuge, Container und natürlich auch die zum Verschuss gedachten Raketen werden per See- und Lufttransport auf die Insel transportiert.

Dort wurden durch die NATONorth Atlantic Treaty Organization und die "Host-Nation", die griechischen Streitkräfte, alle Vorkehrungen für die Übung getroffen. Luftraumüberwachung, Unterkünfte, Kommunikationseinrichtungen, abgesicherte Stellungen für die Raketensysteme und Zieldarstellung stehen den multinationalen Übungsteilnehmern hier zur Verfügung.

Nicht nur das Material muss 2.500 Kilometer überwinden, ebenso das Personal. Hier kommt eine der Stärken des Teams Luftwaffe ins Spiel. Mit insgesamt vier Flügen des Airbus A310 und des A400M wird die Truppe des Übungskontingents nach Kreta geflogen. In der aktuellen Zeit natürlich nicht ohne besondere Vorbereitung. Jede Soldatin und jeder Soldat wird vorher mindestens einmal auf Covid-19 getestet. Nur mit einem negativen Test ist die Übungsteilnahme und die Einreise nach Griechenland möglich. Außerdem haben sich die Soldatinnen und Soldaten vor dem Abflug in häusliche Absonderung begeben, die Sicherheit aller Beteiligten geht schließlich vor. Auf Kreta angekommen, geht es natürlich erst richtig los. 47 Container und 250 Fahrzeuge wollen bewegt und genutzt werden: Bürocontainer aufbauen, Material ausladen, Waffensystem aufbauen, es gibt noch viel zu tun, bis in der nächsten Woche der scharfe Schuss mit dem Waffensystem Patriot abgegeben werden kann.

Patriots werden auf Drohnen abgefeuert

In Zusammenarbeit mit zivilen Unternehmen werden in der Übung Zieldarstellungsdrohnen auf den Weg gebracht, damit die Flugabwehrsysteme sie mit ihren Raketen im dafür gesperrten Luftraum über dem Mittelmeer vor der Küste Kretas abschießen können. Schon früher übte die Bundeswehr dort, damals noch mit dem System "Nike-Hercules", benannt nach griechischen Göttern, später dann mit dem System HAWK, heute mit Patriot.

Dieses wird nicht nur von der Bundeswehr, sondern auch von den Streitkräften der NATO-Partner Niederlande und USA sowie auch von den griechischen Gastgebern genutzt. In diesem Jahr findet diese multinationale Zusammenarbeit besonders intensiv statt: Neben zwei griechischen Staffeln üben drei deutsche Staffeln zusammen in multinationalen Teams aus den Niederlanden und den USA.

Digitalisierung – auch ohne Corona-Pandemie

Die Covid-19-Pandemie ist in diesem Jahr natürlich auch für die Luftwaffe eine außergewöhnliche Herausforderung. Große Übungen mit zahlreichen Beteiligten aus verschiedenen Nationen und hohem logistischen Aufwand brauchen daher eine noch durchdachtere und auf Infektionsschutz ausgerichtete Planung – schließlich steht neben der Auftragserfüllung natürlich vor allem die Sicherheit und Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten an allererster Stelle.

Doch auch ohne die Pandemie wäre 2020 als ein besonderes Jahr in die Geschichte der Flugabwehr der Bundeswehr eingegangen. Erstmalig findet das Taktische Schießen nicht nur auf Kreta statt, sondern wird auch vom Heimatstandort Husum aus taktisch geführt. Über sichere Datenlinks werden Informationen zwischen den Einheiten auf Kreta und dem Gefechtsstand des Flugabwehrraketengeschwaders 1 ausgetauscht. Ein Meilenstein der Digitalisierung – nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für Ihre Führungsrolle in der Flugabwehr der NATO.

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