Bei der Landung einer Boeing 747 auf der Piste 25L des Verkehrsflughafens Frankfurt/Main im Oktober 2014 berührte die Unterseite des Triebwerks Nummer vier (rechts außen) die Oberfläche der Piste. Die Triebwerksverkleidung wurde dabei beschädigt. Personen wurden nicht verletzt. Die Schilderung des Ereignisses beruht auf der Aussage des verantwortlichen Luftfahrzeugführers sowie der Auswertung des Flugdatenschreibers (FDR).
Das Luftfahrzeug war am 21.10.2014 um 19:28 Uhr in Chicago (USA) gestartet. An Bord befanden sich 291 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder. Nach ereignislosem Flugverlauf landete das Luftfahrzeug um 09:58 Uhr auf dem Verkehrsflughafen Frankfurt/Main. Es wurde ein Präzisionslandeanflug (ILS) auf die Piste 25L durchgeführt. Der Copilot war Pilot Flying. Laut Aussage des verantwortlichen Luftfahrzeugführers verlief der Anflug durchweg stabil.
Die durch die Besatzung festgelegte Anfluggeschwindigkeit (Target Speed) betrug 157 kt. Auf dem Flugdatenschreiber (FDR) war beim Durchfliegen von 1.000 ft über Grund (Radio Height) eine Geschwindigkeit (Computed Airspeed) von 158 kt aufgezeichnet. Im Zeitraum vom Durchfliegen von 1.000 ft Radio Height bis 50 ft Radio Height wurde die höchste Computed Airspeed mit 165 kt, die niedrigste mit 151 kt vom FDR aufgezeichnet.
Während des Abfangmanövers wurde das Luftfahrzeug nach Angaben des verantwortlichen Luftfahrzeugführers von einer Böe erfasst. Der Copilot korrigierte die Fluglage mit dem Querruder. Im Cockpit wurden keinerlei Störungen, wie ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen, bemerkt. Auf dem FDR war zwei Sekunden nach der Aufzeichnung des Air-Ground-Schalters eine Querneigung von 5,5° nach rechts aufgezeichnet. Das Luftfahrzeug verließ die Piste 25L und rollte zur Parkposition. Auf der Parkposition stellte die Besatzung Beschädigungen an der Unterseite der Triebwerksverkleidung des Triebwerks Nummer vier fest.
Der verantwortliche Luftfahrzeugführer war 58 Jahre alt. Seine Gesamtflugerfahrung betrug 22.000 Stunden. Auf Flugzeugen des Musters Boeing 747 war er 3.172 Stunden geflogen. Der verantwortliche Luftfahrzeugführer war im Besitz einer von der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde (FAA) ausgestellten Lizenz für Verkehrspiloten (ATP). Die Lizenz wurde am 20.04.2010 erteilt. In die Lizenz war die Berechtigung zum Führen von Luftfahrzeugen des Musters Boeing 747 eingetragen. Ein am 11.04.2014 ausgestelltes flugmedizinisches Zeugnis der Klasse 1 lag der BFU vor.
Der 63-jährige Copilot (Pilot Flying) war Inhaber einer von der FAA ausgestellten Lizenz für Verkehrspiloten. Die Lizenz wurde am 09.06.2008 erteilt. Die Berechtigung zum Führen von Luftfahrzeugen des Musters Boeing 747 war in die Lizenz eingetragen. Er hatte eine Gesamtflugerfahrung von 24.000 Stunden, davon 6.500 Stunden auf Flugzeugen des Musters Boeing 747. Ein flugmedizinisches Zeugnis Klasse 1, ausgestellt am 24.06.2014, lag der BFU vor.
Der zweite Copilot (Relief First Officer) war 44 Jahre alt und im Besitz einer Lizenz für Verkehrspiloten, ausgestellt durch die FAA, in die die Berechtigung zum Führen von Luftfahrzeugen des Musters Boeing 747 eingetragen war. Die Lizenz wurde am 04.02.2009 ausgestellt. Die Gesamtflugerfahrung des zweiten Copiloten belief sich auf 11.900 Stunden, seine Erfahrung auf Luftfahrzeugen des Musters Boeing 747 auf 7.600 Stunden.
Die Boeing 747-400 ist ein Großraumflugzeug. Es wird von vier Turbo Fan Triebwerken angetrieben. Die spezifischen Informationen stammen aus der FAA Registry.
Ein gültiges Lufttüchtigkeitszeugnis lag der BFU vor. Das Luftfahrzeug war in den Vereinigten Staaten von Amerika zum Verkehr zugelassen und wurde von einem amerikanischen Luftfahrtunternehmen betrieben.
Die zum Zeitpunkt der Landung gültige Routinewettermeldung (METAR) von 09:50 Uhr des Flughafens Frankfurt beschrieb folgende Wetterbedingungen:
Nach Aussage des verantwortlichen Luftfahrzeugführers war auf der Flugplatzwettermeldung (ATIS) ein Wind von 290°/15G30 kt gemeldet worden und in 500 ft über Grund habe die Windgeschwindigkeit 32 kt betragen.
Dem Bericht des verantwortlichen Luftfahrzeugführers nach wurde von der Besatzung während des Anfluges der aktuelle Wind erfragt, was vom Tower mit der Angabe des Windes (270°/16 kt) beantwortet wurde.
Der Verkehrsflughafen Frankfurt/Main befindet sich 6,5 nautische Meilen (NM) südwestlich des Zentrums der Stadt Frankfurt. Er liegt auf einer Höhe von 364 ft AMSL. Der Flughafen verfügt über drei parallele Pisten mit der Ausrichtung 069°/249° sowie über eine Piste mit der Ausrichtung 179°. Der Landekurs des ILS auf der Piste 25L beträgt 248° und der Gleitweg hat einen Winkel von 3°, was einem Sinkgradienten von 5,2 Prozent entspricht. Bei Einhaltung des korrekten Gleitweges wird die Schwelle der Piste in 68 ft überflogen. Die Piste ist 4.000 Meter lang und 45 Meter breit.
Der FDR und der Cockpit Voice Recorder (CVR) wurden von der BFU sichergestellt und ausgewertet.
Der Rekorder war unbeschädigt. Es waren alle aufgezeichneten Parameter lesbar. Die auf dem FDR aufgezeichneten Daten wurden sowohl für die Darstellung des Sachverhalts verwendet, als auch im Anhang grafisch dargestellt.
Der Rekorder war ebenfalls unbeschädigt und konnte ausgelesen werden. Es wurden drei Audiodateien von 120 Minuten Länge und eine Audiodatei von 180 Minuten Länge erzeugt. Die Aufzeichnungen des CVR enthielten keine für die Sicherheitsuntersuchung relevanten Informationen.
Durch einen zertifizierten Instandhaltungsbetrieb wurden Beschädigungen der Triebwerksverkleidung an der Unterseite des Triebwerks Nummer vier festgestellt. In der Engineering Change/Repair Authorization (EC/RA) des Luftfahrtunternehmens waren unter EC/RA# 7831-02059 folgende Schäden an der Verkleidung des Triebwerks Nummer vier dokumentiert: eine Verschrammung von 17,8 cm Breite und 5 cm Länge auf der 6-Uhr-Position am Triebwerkseinlaufring, eine Verschrammung von 28 cm Breite und 86 cm Länge an der rechten unteren Triebwerksverkleidung sowie Verschrammungen an der Verkleidung des Reversers von 10 cm Breite und 35,5 cm Länge beziehungsweise 20 cm Breite und 35,5 cm Länge, jeweils an der 6-Uhr-Position. Außerdem wies die Reverser Lower Fairing Risse und abgebrochene Teile auf (siehe Anlagen).
Im Handbuch des Luftfahrtunternehmens (Flight Manual) war unter 3.200.4 Folgendes vermerkt: "[...] WARNING: With the main landing gear compressed, the outboard engine pod contacts the ground at about 6° of bank [...]"
Im Flughandbuch des Luftfahrtunternehmens (Flight Operations Manual) war unter 6.80.1 (stabilisierter Anflug) Folgendes vermerkt: "[...] A stabilized Approach is characterized by a constant angle, constant rate of descent approach profile ending near the touchdown point.[...]." Das Luftfahrtunternehmen legte in seinem Flight Operations Manual unter anderem folgende Parameter für einen stabilisierten Anflug fest: Bei Erreichen einer Anflughöhe von 1.000 ft über Grund:
Die Target Speed ist die für das Luftfahrzeug für ein bestimmtes Landegewicht und eine bestimmte Landekonfiguration unter Berücksichtigung des Windes errechnete angezeigte Geschwindigkeit.
Der Untersuchungsbericht wurde an dieser Stelle summarisch abgeschlossen, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten.
Alle angegebenen Zeiten, soweit nicht anders bezeichnet, entsprechen Ortszeit. Quelle und Bilder, wenn nicht anders angegeben: BFU